Tiere auf Andalusiens Straßen

Es macht doch immer wieder Freude, durch die schönen Landschaften Andalusiens zu fahren, sich der wundervollen Natur zu erfreuen und Ausschau nach den exotischsten Tieren und Pflanzen zu halten. Oft muss man seine Fahrt kurz unterbrechen, weil die Straße von einer Herde Schafe oder Ziegen versperrt wird. Dabei ist es doch erstaunlich, was man sonst noch auf dem Asphalt an Tieren finden kann, besonders wenn man sich auf den etwas abgelegeneren Wegen befindet.

Zu jeder Jahreszeit trifft man zum Beispiel das Chamäleon, allerdings nur, wenn man gut aufpasst, denn von Ferne sieht es aus wie ein welkes Blatt, das sich im Wind hin und her bewegt. Doch lohnt es sich, für diese Tierchen anzuhalten. Sie sind, wie so viele andere, vom Aussterben bedroht, und man bekommt sie im Gesträuch nur selten zu Gesicht. Auf der Straße sind sie nicht getarnt, die Chance für interessierte Beobachter. Sie sind nicht sehr schnell und auch nicht übermäßig ängstlich, brauchen daher aber oft sehr lange, um den Asphalt zu überqueren. Man kann sie vorsichtig aufheben und, bevor man sie am sicheren Straßenrand wieder absetzt, einmal genauer in Augenschein nehmen. Wahrhaft einzigartige Kreaturen. Ich weiß schon gar nicht mehr, wie vielen wir inzwischen eine Sichere Überquerung ermöglicht haben. Übrigens ist die Region zwischen Vélez-Málaga und Málaga selber eine der Gegenden mit einer besonders hohen Population dieser beeindruckenden Tierchen.

Im Winter und im Frühling muss man auf den Straßen in den Tälern besonders vorsichtig fahren. Besonders wenn es geregnet hat, befinden sich sehr häufig Frösche und Kröten auf den Wegen. Leider meistens Nachts, sie sind daher nur schwer zu erkennen. Fährt man aber langsamer, kann man besonders die kleinen Laubfrösche gut im Scheinwerferlicht beobachten, wenn sie mit großen Sprüngen über die Straße hopsen.

Zu dieser Jahreszeit befinden sich in der Nacht auch oft Vögel auf der Fahrbahn. Leider habe ich noch nicht herausgefunden, welcher Gattung sie angehören. Sie sitzen jedenfalls mitten auf dem warmen Asphalt und man sieht von Ferne nur die Augen funkeln. Meisten fliegen sie rechtzeitig davon, um nicht in Gefahr zu geraten, dafür bekommt man sie aber auch schwer zu Gesicht.

Neben Schlangen, Hasen, Kaninchen und Füchsen, trifft man hier auch auf den einheimischen Igel. Er ist etwas kleiner als der in Deutschland bekannte Igel, und hat etwas hellere Stacheln. Sie überqueren die Fahrbahn auch nicht allzu schnell, hier kann man auch ab und zu Schützenhilfe geben, indem man sie in aller Ruhe passieren lässt. Neulich saß allerdings einer mitten auf der Straße und rührte sich nicht mehr vom Fleck. Ich dachte schon, da kommt die Hilfe zu spät, aber er rührte sich doch noch ein wenig. Also, einpacken, mitnehmen und wieder aufpäppeln. Wir wissen bis heute nicht, ob es einfach Altersschwäche war, oder, wie der Tierarzt meinte, Glukosemangel. Er torkelte jedenfalls munter in seiner Kiste umher und stürzte sich mit Vorliebe auf die Schnecken, die wir aus der Wiese geholt hatten. Inzwischen haben wir ihn wieder freigelassen, an einer sicheren Stelle, weit entfernt von einer Straße.

Wenn man ein wenig aufmerksam und vorausschauend fährt, kann man viele dieser kleinen Tierchen einmal aus der Nähe sehen und macht dabei auch lustige Erfahrungen. Aber trotzdem der Hinweis für beherzte Autofahrer, die ebenfalls für solche hilflosen Geschöpfe bremsen: Denken Sie daran, keine Versicherung bezahlt, wenn man für diese kleinen Tierchen einen Unfall riskiert. Achten Sie auf den nachfolgenden Verkehr und bleiben Sie nicht in einer unübersichtlichen Kurve stehen. Und absolut keine Rettungsaktionen auf der Autobahn, so schwer es auch fällt.