Sierra de Enmedio – Zu Fuß von Frigiliana zum Río Chillar

Wandern in Andalusien ist mit eine der faszinierendsten Arten, dieses Land hautnah zu erleben. Es gibt eine Unmenge Wanderwege, kurze und lange, schwere und leichte. In jedem Fall ist die Natur, die dabei erlebt wird, jede Anstrengung wert. So auch im Hinterland von Frigiliana in der Axarquía. Schier endlose Hügelketten erstrecken sich zur Küste, mal öde und karg, vor vielen Jahren einem Brand zum Opfer gefallen, dann wieder wild und bizarr, voller kleiner knorriger Kiefern und wilden Bächen im Tal. Die Hänge sind teils sanft und leicht zu begehen, teilweise aber auch schroff und steil, ein Verlassen der schmalen Wanderwege wäre hier fatal.

Im Naturpark Sierra Tejeda

Die Sierra de Enmedia erstreckt sich hinter Frigiliana in die Berge und bildet einen Teil des Parque Natural de Sierras de Tejeda, Almijara y Alhama. Sie wird eingerahmt von den Flüssen Higuerón und Chillar, die normalerweise ganzjährig Wasser führen. Die Landschaft ist geprägt von lockeren Wäldern mit kleinen Kiefern, die Wind und Wetter trotzen und Unterschlupf für viele Tiere bieten. Unterbrochen wird dieser Wald von kargem Buschland, überall dort, wo Feuer den Wald vernichtet hat und dieser sich in der felsigen Umgebung nur sehr langsam wieder erholen kann. Die Landschaftsformation ist ebenso abwechslungsreich und beeindruckend. Sie reicht von sanften Hügeln bis zu steilen Schluchten. Häufig eröffnet sich ein atemberaubender Blick bis zur Küste. Doch nicht nur die Augen bekommen etwas geboten, auch Nase und Ohren werden mit in den Bann gezogen. Ein leises Summen emsiger Insekten bildet einen ständigen Hintergrund, der nur selten von anderen Geräuschen gestört wird. Dazu verströmen entweder die Kiefern des Waldes oder die unzähligen Rosmarinbüsche ihren angenehmen Duft. In Flussnähe wird das Summen von erfrischendem Rauschen abgelöst, wenn sich die Wasser ihren Weg durch die Felsen bahnen. Auch der Duft ändert sich und wird frisch und kühl, eine Wohltat selbst in der herbstlicheren Sonne.

Auf in die Berge

Ich begann meine Tour in Frigiliana, direkt von der großen Plaza del Ingenio am Ortseingang. Von dort ging es rechts an der Unicaja vorbei und dann nach links die Straße ins Tal hinab. Gleich an der nächsten Rechtskurve fand ich tatsächlich den Weg, der mir von einem Wanderführer aus dem Internet angeraten worden war. Kaum sichtbar führte mich der schmale Betonweg an einem Haus vorbei und durch ein Gestrüpp hindurch. Erst war ich mir nicht sicher, ob dies der richtige Abzweig gewesen war, denn unversehens befand ich mich mitten auf dem Hang, der rechter Hand tief bis zum Flussbett hinab fiel. Doch dann sah ich den schmalen, kaum sichtbaren Trampelpfad, der diesen Hang längs führte. Also auf, dachte ich mir, wenn es verkehrt ist, gehe ich eben wieder zurück. Überhaupt hatte ich mir vorgenommen, dem Wanderweg einfach solange zu folgen, bis die Uhrzeit mir sagte, dass ich umkehren müsste, um noch im Hellen wieder in Frigiliana zu sein.

Der Pfad war der richtige, entsprach doch alles der Beschreibung aus dem Internet. Zunächst mehr oder weniger eben, dann einmal steil den Hang hinab, an einer Höhle vorbei und schließlich bis zu einer gemauerten Wasserleitung, auf der ich bis zum angekündigten Wasserspeicher einer alten Papierfabrik weiter wanderte. Dort führte ein breiter Weg vorbei, den ich schon die ganze Zeit unten im Flussbett gesehen hatte. Vielleicht einhundert Meter hinter der Ruine begann der erwartete Wanderweg zum Fuente del Esparto. Eine große Tafel der Junta de Andalucía zeigte eine Karte der Region mit dem eingezeichneten Wanderweg. Diesem wollte ich nun bis auf weiteres folgen.

Es begann mit einem kräftigen Anstieg, der mir einen immer schöneren Blick in das Tal des Río Higuerón gewährte. Es war noch angenehm kühl, denn der Pfad befand sich um diese Uhrzeit noch auf der Schattenseite. Allerdings zog sich der schlängelnde Weg doch mehr in die Länge, als ich nach der Beschreibung erwartet hatte. Vermutlich lag das an meiner ungeübten Kondition, die mich auf ebener Strecke und kleineren Anstiegen bisher zwar nicht im Stich gelassen hatte, aber für solche Steigungen doch nicht ausreichend war. Dies nur als kleine Warnung an alle, die sich auch selten zu Fuß in die bergigeren Regionen wagen. Doch die Anstrengung wurde belohnt, auf dem Kamm eröffnete sich ein wundervoller Blick auf die ganze Region dahinter. Natur pur, keine Häuser, keine Straßen, einfach nur wundervoll, und ich freute mich auf den vor mir liegenden Weg.

Gleich hinter dem Kamm folgte der erste Abzweig und ich folgte dem Pfeil nach links. Er führte mich zu dem Pfad, der den Kamm entlang führte und mir schließlich auf der einen Seite einen weiten Blick zurück in das Tal gewährte, aus dem ich gerade heraufgestiegen war, und auf der anderen Seite die Sicht bis nach Nerja freigab, bevor ein weiterer Pfeil diesmal auf den rechten Pfad wies. Von nun an ging es über einen recht kargen Hügel mit niedrigem, aber wunderbar duftenden Buschwerk. Besonders der Rosmarin blühte und unzählige Bienen sammelten summend den süßen Saft. Beschwingt schritt ich einher und genoss die weite Sicht, die frische Luft und das beständige Säuseln und Rascheln. Der Weg war gut hergerichtet und deutlich zu sehen, was sich auf der ganzen Wanderung so fortsetzen sollte. Auf diesem Teilstück gab es auch keine beschwerliche Steigung und ich kam gut voran.

So ging es über ein paar Rücken und Täler bis zum nächsten Kamm. Diese waren immer ein besonderer Moment, denn dort eröffnete sich plötzlich der Blick in die nächste Landschaft. Diesmal wurde das karge Buschland durch einen luftig lockeren Kiefernwald abgelöst, der sich weit sichtbar über die Hügel legte. Mit dem Bewuchs änderte sich auch der Duft, den ich tief durch die Nase zog. Jetzt wurde der Weg kurviger und steiniger. Schließlich erfolgte der letzte große Anstieg, der zunächst über ein felsig gepflastertes Stück führte, um danach mehr oder minder steil bis zum letzten Kamm meiner Tour zu steigen. Und wieder eröffnete sich ein atemberaubender Blick, diesmal in das tiefe Tal des Río Chillar.

Jetzt ging es nur noch bergab, vorbei an steilen Felsformationen, unterbrochen von bunten Schmetterlingen, welche die verstreuten Blüten in der jetzt wieder buschigeren Flora suchten. Ein Rauschen begann die Szenerie zu umhüllen. Zunächst klang es noch wie Wind, der in Wäldern weht, doch je näher das Tal rückte, desto deutlicher war das wilde Wasser des Río Chillar zu hören. Schließlich war ich unten angelangt, und die erfrischende Kühle dort lud mich zu einer ausgiebigen Pause ein.

Inzwischen war der Mittag fortgeschritten, es hatte länger gedauert, als ich geplant hatte, zu oft hatte ich meine Wanderung unterbrochen, um die Landschaft zu genießen, kleine Eidechsen zu beobachten oder einfach das ganze Erlebnis fotografisch festzuhalten. So entschied ich, hier wieder kehrt zu machen, um in Ruhe nach Frigiliana zurückzukehren, obwohl es durchaus mehrere Möglichkeiten gab, die Tour noch fortzusetzen. Doch bevor ich zurück ging, bewunderte ich noch einmal in Ruhe die Wasserspiele des Río Chillar zwischen den blank gespülten Felsen. Die ausgetrockneten Flächen am Rand und die angespülten Zweige und Äste zwischen den Felsen verrieten mir, dass hier bei dem Unwetter vor einigen Wochen mehr als dieser erfrischende Wildbach geflossen sein muss. Ein Grund mehr, vor einer Wanderung gut die Wetterkarte zu studieren, um vor unangenehmen Überraschungen bewahrt zu bleiben. Ich hatte Glück mit dem Wetter, es war den ganzen Tag herrlich warm und klar, nur ein paar Schleierwolken zogen über den Himmel.

Der Rückweg führte über dieselbe Route, zunächst wieder hinauf auf den letzten Kamm, dann wieder hinab ins nächste Tal, mitten durch die wilde Landschaft der Sierra de Enmedio. Wieder begeisterte mich die üppige Flora in dieser trockenen Felslandschaft. Es war erstaunlich, wie dort ganze Wälder gedeihen konnten, obwohl ich zwischen den Felsen und Steinen kaum Erdboden sah. Aber es bestätigte mir erneut die Behauptung, dass Andalusien früher einmal voller Wald gewesen sein muss. Auf der anderen Seite zeigte das karge Buschland im Anschluss auch, wie lange es dauert, bis sich der Wald hier in den Felsen eine Region wieder zurück erobert hat, manchmal schien es tatsächlich unmöglich zu sein.

Schließlich gelangte ich wieder an den allerersten Bergkamm und machte mich an den letzten Abstieg hinab in das Tal des Río Higuerón. Diesmal wanderte ich von dort aber nicht über die Hügel zurück nach Frigiliana, sondern erst das Flussbett entlang und dann über eine steile Serpentinenstraße hinauf zum Ort. Wer zu Beginn seiner Wanderung den Abzweig von der Straße nicht findet, könnte also auch bequem über Straße und Flussbett starten.

Pures Wandern

Die Route von Frigiliana in die Sierra de Enmedio bietet viele Möglichkeiten für mehr oder weniger erfahrene Wanderer. Zunächst geht die Strecke wie beschrieben bis zum Río Chillar und ist für ungeübte Wanderer schon durchaus anspruchsvoll. Festes Schuhwerk ist erforderlich und ein stabiler Wanderstab kann nützlich sein. Auch sollte genügen Wasser und Verpflegung mitgenommen werden, da die Temperaturen doch auch in der kühleren Jahreshälfte noch recht warm werden können. Vom Fluss aus gibt es mehrere Möglichkeiten, die Wanderung fortzusetzen. Zum einen, wie es der offizielle Wanderweg beschrieb, zum Fuente del Esparto, von dort nach Nerja und mit dem Bus zurück nach Frigiliana. Zum anderen, wie es in einer Wegbeschreibung aus dem Internet empfohlen wurde, den Fluss weiter hinauf bis zum Cortijo del Imán, einem alten verlassenen Gehöft mitten in den Bergen und wieder zurück. Das ist aber dann doch mehr etwas für geübte Wandersleute, damit die Zeit nicht zu knapp wird. In dieser Beschreibung wurde auch noch die Möglichkeit angesprochen, durch das Flussbett des Río Chillar hinab nach Nerja zu wandern, was ebenfalls sehr reizvoll ist. Dieser ganze Fluss ist ja für sich schon eine eigene Wanderung wert.

Informationen

Oficina de Turismo in Frigiliana (Casa de la cultura)
Palacio del Apero
Tel.: 95 253 42 61

Oficina Municipal de Turismo in Nerja
C/ Puerta del Mar, 2
Tel.: 952521531
Fax: 952526287
Email: turismo@nerja.org
WWW: http://www.nerja.org

Im Internet:

Wandern in Andalusien
Internetseite des Bochumers Jürgen Paeger mit Wandertouren in Andalusien
http://www.wandern-in-andalusien.de,
insbesondere die Seite mit dem Titel Durchs wilde Hinterland von Nerja:
http://www.wandern-in-andalusien.de/html/iman.html,
mit der Wanderung von Frigiliana zum Cortijo del Imán.